Stadtwerke Hanau steigen aus dem Lobbyverband „Zukunft Gas“ aus

Jochen Dohn

Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
Sehr geehrte Damen und Herren,

in Anbetracht, dass zwar vom Heizungshammer gesprochen, wir aber eigentlich vom Hitzehammer reden sollten, ist er in den letzten Wochen wieder einmal sichtbar geworden bzw. hautnah zu spüren, dass der Klimawandel und sine negativen Auswirkungen.

Dabei bleiben die ergriffenen Maßnahmen weit hinter den notwendigen zurück, um zumindest die negativen Auswirkungen erträglicher zu gestallten. Die Stadt Hanau hat selbst das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. D.h. nicht nur Anpassungen vorzunehmen, sondern es müsste bei allen Baumaßnahmen so wenig wie möglich versiegelt werden. Außerdem mehr Grün, Verschattung, Wasserflächen zur Kühlung sowie Trinkbrunnen, anstelle von Beton, Steine und Stahl. Auch beim Thema Energie heißt es neben sparen und zu entscheiden, wie die benötigte Energie zukünftig hergestellt werden soll. Die derzeit zu erarbeitende kommunale Wärmeplanung müsste eigentlich auf regenerativen Energien setzen.

Ein kleiner Schritt darauf hin wäre möglich, auch wenn dieser eher Symbolcharakter hat. Nämlich der Austritt der Stadtwerke Hanau aus dem Lobbyverband „Zukunft Gas“. Übrigens, u.a. ist auch mainkinziggas dort als Mitglied gelistet.

Dieser Austritt wäre auch kein Einzelfall. Laut Umweltinstitut München sind schon 15 Stadtwerke aus dem Verband ausgetreten. Das mag zwar weniger sein, im Vergleich zu der derzeitigen Mitgliederzahl, ist jedoch ein Zeichen, welches schon jetzt im Lobbyverband angekommen ist. So ist, ich sage es mal vorsichtig, ein „Greenwashing“ auf der Internetseite des Lobbyverbandes zu erkennen. Jedoch wird weiterhin auf Erdgas als eine tragende Säule im Energiemix gesetzt. Aber eine eine eine Transformation hin zu Wasserstoff und Biogas soll irgendwann erfolgen. Sodass es ab dem Jahr 2045 eine Klimaneutralität geben soll. Da sind wir in Hanau aber schon weiter, indem wir diese, ich habe es schon erwähnt, 5 Jahre früher erreichen wollen.

Meine Damen und Herren,
um das zu erreichen ist ein Blick auf die Energieträger nötig. Keine Angst - ich hier nicht über technischen Daten referieren. Jedoch ein paar Sätze zur Versachlichung der sogenannten Technologieoffenheit. Jedenfalls scheint mittlerweile die Abhängigkeit von Fossilien-Energieträger überall bekannt, doch ändert sich etwas, in dem Maße, wie es benötigt wird? Das Erdgas nicht mehr aus dem totalitären Russland zu beziehen, durch LNG aus anderen totalitären Staaten, evtl. noch aus Fracking gewonnen, zu ersetzen, kann jedenfalls nicht die Lösung sein.

„Zukunft Gas“ setzt, wie erwähnt, auf eine Transformation hin zu Wasserstoff und Biogas. Jedoch ist Wasserstoff auf absehbarer Zeit viel zu kostbar, um es einfach zu verheizen. Der Einsatz in der Industrie und im Schiffs- und Flugverkehr ist derzeit viel sinnvoller. Zumal es bei weiten nicht genügend grünen Wasserstoff gibt, der aus regenerativen Energien hergestellt wird. Blauer, türkiser, pinker oder grauer Wasserstoff ist nicht die Lösungen, auch nicht wenn CO2 im CCS-Verfahren abgeschieden und unterirdisch verpresst wird. Alleine der Prozess der Herstellung und Abscheidung frisst Energie und senkt den Wirkungsgrad von Wasserstoff.

Zu unterstützen ist auf alle Fälle der Einsatz von Biogas. Dieser darf aber nur aus Reststoffen, wie etwa Grün- und Bioabfälle sowie Gülle hergestellt werden. Jedweder Anbau von Pflanzen und dies in Monokulturen, die nur dazu dienen, verbrannt zu werden, verbietet sich eigentlich von alleine. Denn laut Vereinten Nationen nimmt der Hunger weltweit zu und beläuft sich auf rund 735 Millionen Menschen. Dafür wird Ackerfläche benötigt.

Meine Damen und Herren,
selbst wenn es zu massive Einsparungen, z.B. durch Sanierungen und Prozessoptimierung kommen sollte, wird grüner Wasserstoff und Biogas das Erdgas vollumfänglich ersetzten können. Und beim Heizen auf das Verbrennen von Holz oder Pelz zu setzen, kann auch nur eine Ergänzung sein, um industrielle Waldrodungen und die Freisetzung von CO2 zu verhindern.

Aber es gibt eine Möglichkeit, es gibt eine Technologie, deren nutzbare Energie höher ist, als die die aufgewendet werden muss. Damit meine ich nicht den Traum von der Fusionstechnologie – sondern und Achtung - jetzt kommt das Reizwort: die Wärmepumpe. Insbesondere in Kombination mit Photovoltaik.

In anderen europäischen Ländern funktionieren diese optimal und zwar schon über mehrere Jahre. So baut z.B. derzeit ein Augsburger Unternehmen (MAN Energy Solutions) eine Großwärmepumpe für die dänische Stadt Esbjerg. Ziel ist, rund 100.000 Menschen mit Hilfe der Großwärmepumpe ans Fernwärmenetz anzuschließen. Auch wenn dies nicht 1:1 auf Hanauer übertragbar ist, so zeigt sich, dass der Lobbyverband „Zukunft Gas“ eben nicht die Zukunft vertritt. Deshalb sollte sich der Aufsichtsrat der Stadtwerke einen Ruck geben und den Beschluss fassen, aus dem Verband auszutreten.

Wir bitten um Zustimmung für unseren Antrag.