Bildung
Bildung ist ein Menschenrecht. Immer wieder kritisiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das deutsche Bildungssystem, weil Kinder schon im Alter von zehn Jahren auf verschiedene Schulformen aufgeteilt werden. Verschiedene Studien belegen, dass die frühe Aufteilung in verschiedene Schulformen und die soziale Herkunft ein wesentlicher Grund für die fehlende Chancengleichheit in der deutschen Bildung sind. Lebenslanges Lernen muss gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention inklusiv und gebührenfrei sein. So sieht Artikel 24 vor, dass Kinder nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden dürfen.
Dies steht nicht im Fokus der Bildungspolitik der Koalition aus SPD-FDP-Grünen-BfH.
Zwar verhalf das Konjunkturpaket von Bund und Land, in Neubau und Renovierung von Kita- und Schulgebäuden zu investieren. Doch nach wie vor erfordern gravierende Mängel weitere Investitionen. Denn über Jahrzehnte wurde bei den Schulgebäuden nur Mängelverwaltung betrieben.
Von der Kindertagesbetreuung lernen
Die Stadt Hanau hat den ersten Schritt für eine gebührenfreie Kita getan, indem der gesetzlich garantierte Halbtagesplatz in der Kinderbetreuung mittlerweile gebührenfrei ist. Die Kita-Anmeldezahlen bestätigen die Relevanz dieses Angebots, denn die Kindertagesbetreuung wird zu fast 100 Prozent angenommen. Entgegen unseres Schulsystems wird in der Kindertagesbetreuung ein inklusives Konzept gelebt, denn Behinderte, wie auch nichtbehinderte Kinder werden gleichrangig betreut und gefördert. Handlungsbedarf besteht noch im Ausbau der gesetzlich vorgeschriebenen Plätze für unter 3-jährige (U3), des Hortbereichs sowie des Bildungsplans von 0 - 10 Jahren.
DIE LINKE. Hanau fordert:
Kostenausgleich für den höheren Fachkräfteschlüssel.
Ausbau der U3 durch das Land Hessen (Konnexitätsprinzip).
Sprachförderprogramme wie „Ich verstehe dich“ und „Mama lernt Deutsch“ für alle Kindertagesstätten auszubauen. Sprachkurse müssen gezielt für Mütter und Väter in Verbindung mit der VHS angeboten werden.
Umwelt-, Gesundheits- und Musikerziehung auszubauen, unter anderem durch Projekte wie das „Klingende Mobil“ und „Jedem Kind ein Instrument“ in Kindertagesstätten (z. B. Waldkindergärten, Sportkindergärten) und in Schulen (z. B. Umweltschulen, „Bewegte Schule“ mit einer dritten Sportstunde).
Kostenloses biologisches Essen in Kindertagesstätten und in Schulen, ein „gemeinsames Frühstück“ vor Unterrichtsbeginn sowie Schulobst- und Schulmilchprogramme.
Mädchen und Jungen mit dem Ziel zu fördern, traditionelle Rollenzuweisungen aufzulösen und Kinder nach ihren Neigungen und Fähigkeiten zu unterstützen.
Kindertagesstätten als Familientageseinrichtungen auszubauen, indem weitere Angebote für die ganze Familie etabliert werden.
Kindertagesstätten gut und lärmdämmend mit ausreichend großen Räumlichkeiten und Spielmöglichkeiten für draußen und drinnen auszustatten.
Flexible Öffnungszeiten der Familientageseinrichtungen, die den Wünschen der Nutzer und der Beschäftigten entsprechen.
Eine engere Kooperation zwischen Grundschule, Hort und Jugendzentrum.
Eine inklusive Schule für Alle
In Hanau verlassen zwischen 10 bis 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss. Dies ist ein Skandal! Hier müssen Bund, Land und Kommune entgegensteuern, u. a. mit dem Aufbau eines inklusiven Schulsystems. Kein Jugendlicher darf die Schule abbrechen bzw. ohne Abschluss verlassen. Kein Kind darf ausgesondert und auf „spezielle“ Schulen geschickt, sondern muss individuell und entsprechend seinen Bedürfnissen in einer „Schule für Alle“ gefördert werden. Benachteiligungen durch Herkunft, Beeinträchtigungen oder Behinderungen werden durch die inklusive Schulform so weit wie möglich ausgeglichen. Die personellen und materiellen Ressourcen der sogenannten Förderschulen werden weiterhin zur Verfügung gestellt, jedoch den Regelschulen übertragen. Beste Voraussetzung für ein inklusives Schulsystem bietet der Aufbau von Gemeinschaftsschulen als Ganztagsschule in gebundener Form von der 1. bis zur 10. Klasse als Regelschulen. In einer „Schule für Alle“ lernen die Kinder von anderen und mit anderen jahrgangsübergreifend in heterogenen Gruppen. Eine individuelle Förderung wird sichergestellt. Dazu bedarf es neben den Lehrkräften auch genügend Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen.
Die CDU-FDP-Landesregierung versagt hier auf ganzer Ebene. Egal, ob es sich um Schulbeförderungskosten, Schulsozialarbeit oder um ein ungerechtes G8 handelt. Die Landesregierung setzt auf die „Selbstständige Schule“, die nichts anderes bedeutet, als dass Schulen mit ihren Problemen sich selbst überlassen werden. Das wiederum müssen die Kommunen durch höhere finanzielle Beiträge ausgleichen. Ein weiterer Irrweg ist die Einführung der Bildungscard oder von Bildungsgutscheinen. Diese nützen in erster Linie den Herstellern der Karten und Lesegeräte sowie den privaten Bildungseinrichtungen. Das dort eingezahlte Geld fehlt den öffentlichen Schulen an allen Ecken und Enden.
DIE LINKE. Hanau fordert:
Eine „Schule für Alle“ mit inklusiven Strukturen zu schaffen sowie das hessische Schulgesetz und den städtischen Schulentwicklungsplan entsprechend zu ändern.
Mehr pädagogisches Personal in kleineren Schulkassen einzusetzen.
Das Land Hessen an der Finanzierung einer kostenlosen Schulbeförderung (inkl. Oberstufe) zu beteiligen, damit diese umgesetzt werden kann.
G8 abzuschaffen! Bis dahin eine Regelung zu finden, die nicht nur den Hauptschul-, sondern auch den Realschulabschluss von Schülerinnen und Schülern anerkennt, die nach der Sekundarstufe 1 das Gymnasium (10. Klasse) verlassen.
Die Ein-Drittel-Kürzung beim Schulsport zurückzunehmen, damit die Kooperation zwischen Schulen und Sportverbänden im Ganztagsschulangebot durch qualifizierte Übungsleiter weitergeführt werden kann.
Die Arbeit der jeweiligen Schulgemeinden zu stärken und die Mitbestimmungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern zu erweitern.
Mehr Bundes- und Landesmittel für die öffentlichen Schulen bereitzustellen, anstelle von Bildungscard oder Bildungsgutscheinen.
Eine flexible Eingangsstufe an den Grundschulen zu schaffen, die es Kindern im schulfähigen Alter ermöglicht, ihren individuellen Voraussetzungen eher gerecht zu werden. Im Gegensatz zum herkömmlichen Schulanfang in der Grundschule fasst der flexible Schulanfang die Jahrgangsstufen 1 und 2 unterrichtsorganisatorisch im Lehr- und Stundenplan zu einer pädagogischen Einheit zusammen.
Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen an allen Hanauer Schulen.
Flächendeckende Kurse an Schulen für ein verbessertes Sozialverhalten (z. B. Anti-Aggressions- und Anti-Gewalttraining, Busbegleiter) in Kooperation mit der Stabsstelle Prävention und freien Trägern.
Schüler mit Defiziten, wie etwa sprachlichen, besser zu fördern und hierfür Schulen durch Bund, Land und Kommune besser zu unterstützen. Solange die Schulen dafür nicht die Voraussetzungen bekommen, müssen Förderkurse, wie etwa an der VHS oder das Projekt „DeutschSommer“ ausgeweitet werden.
Schulmittelfonds für alle schulpflichtigen Kinder von Hanau-Pass-Beziehern einzuführen.
Gleiche Pauschale für Schülerinnen und Schüler aller Schulformen bei der Budgetierung der Schulen im städtischen Haushalt.
Lehrmittelsammlungen und Ausstattungen der Schulen regelmäßig zu ergänzen.
Schulgebäude weiterhin energetisch zu sanieren und Barrierefreiheit zu gewährleisten. Die Instandhaltung der Schulen darf nicht von der Bereitschaft der Eltern abhängen, sie in Eigeninitiative zu renovieren.
Ausreichende Räumlichkeiten für Kleingruppenarbeit, individuelle Förderung, „Räume der Stille“.
Weitere Mensen in Schulen, um die Voraussetzung für Ganztagsschulen zu gewährleisten.
Eine weitere Integrierte Gesamtschule für Hanau. Die Tümpelgartenschule bietet hierfür die besten Voraussetzungen.
Den Pavillon an der Theodor-Heuss-Schule wegen der Geruchsbelästigung zu sanieren, damit evtl. Gesundheitsschäden ausgeschlossen werden können.
Die Förderschulzentren Old Argonner und Friedrich-Fröbel-Schule als Schulen für sonderpädagogische Förderung besonders zu unterstützen (z. B. Ganztagsschulbetrieb, Einführung des Hauptschulabschlusses).
Der Schule für Erziehungshilfe die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen.
Die Paula-Fürst-Schule weiter zu unterstützen. In diese Schule gehen Schülerinnen und Schüler, die aufgrund einer medizinisch-therapeutischen Behandlung ihre eigentliche Schule über einen längeren Zeitraum nicht besuchen können.
Die Otto-Hahn-Schule bei der Wiedereinführung von G9 zu unterstützen.
Die Eppsteinschule beim Einstieg in das Modell einer „verbundenen Haupt- und Realschule“ zu unterstützen.
Mehr Stellen für Objektbetreuer (Hausmeister) an Schulen schaffen. Dabei ist zu prüfen, inwieweit entsprechender schulnaher Wohnraum für die Objektbetreuer angeboten werden kann.
Werbeveranstaltungen der Bundeswehr an den Schulen zu verbieten.
Starke Berufliche Schulen
Die beruflichen Schulen in Hanau stoßen an ihre Grenzen und Kapazitäten. Das betrifft vor allem die gesellschaftlichen, als auch „sozioökonomischen“ Aufgaben, nach denen Schülerinnen und Schüler auf eine selbstbewusste und mitgestaltende Rolle in Berufsausbildung und Arbeitswelt entsprechend der ökonomischen, sozialen, ethischen, ökologischen und technischen Zusammenhänge von Arbeit und Wirtschaft vorbereitet werden. Die Stadt Hanau muss in Zusammenarbeit mit dem Main-Kinzig-Kreis Wege finden, den neuen Herausforderungen gerecht zu werden und die beruflichen Schulen zu erweitern. Außerdem muss auf Bundes- und Landesebene ein Umdenken einsetzen.
Das duale Berufsausbildungssystem, das Lernen im Betrieb und in der Schule verbindet, wurde mittlerweile auch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als sehr gut beurteilt. Dieses duale Ausbildungssystem muss erhalten, reformiert und durch voll berufsqualifizierende schulische Ausbildungsgänge ergänzt werden.
Trotz Ausbildungspakt landen über ein Drittel der Schulabgänger zunächst in einem undurchschaubaren „Übergangssystem“. Die OECD kritisiert „einen Dschungel von Maßnahmen“. Jugendliche, die diesen „Dschungel“ durchlaufen müssen, haben anschließend schlechtere Bildungsoptionen als vorher. Sogenannte „Warteschleifen“ wie etwa BFS, HBFS, BGJ, BVJ, FAuB, EIBE, FOS-Form A gehören deshalb komplett abgeschafft.
Für die betroffenen Jugendlichen, die Beratungs-, Orientierungs- und Nachholbedarf haben, kann die einjährige Produktionsschule ein gutes Angebot sein. Dort erhalten schulpflichtige Jugendliche, die trotz vorhandener Ausbildungsreife und mehrfacher Bewerbungsversuche keinen betrieblichen Ausbildungsplatz gefunden haben, eine Berufsqualifizierung.
DIE LINKE. Hanau fordert:
Die Kaufmännische Schule analog der Eugen-Kaiser-Schule und der Ludwig-Geissler-Schule in den Berufsschulzweckverband mit dem Main-Kinzig-Kreis aufzunehmen.
Die Dependance der Offenbacher August-Bebel-Berufschule für Druck- und Medientechnik in Steinheim weiterzuentwickeln.
Ein sozialpädagogisches Ausbildungszentrum an der Eugen-Kaiser-Schule aus- bzw. aufzubauen.
Eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlagefinanzierung einzuführen.
Benachteiligte Jugendliche besser zu unterstützen, unter anderem durch ausbildungsbegleitende Maßnahmen.
Einjährige Produktionsschule für schulpflichtige und ausbildungsreife Jugendliche statt unnütze „Warteschleifen“.
Fachhochschulstandort
Mit der Brüder-Grimm-Berufsakademie (Bachelor-Studiengänge Produktdesign und Designmanagement) ist Hanau zwar Fachhochschulstandort geworden und ergänzt die Staatliche Zeichenakademie sinnvoll. Jedoch obliegt die Trägerschaft nicht dem Land Hessen, sondern der Stadt Hanau (80 Prozent) und der privaten Steinbeis School of International Business.
DIE LINKE. Hanau fordert:
Die Trägerschaft der Fachhochschule muss durch das Land Hessen erfolgen. Außerdem muss das Land bei einer Weiterentwicklung des Fachhochschulstandortes Hanau die Verantwortung übernehmen.
Lebenslanges Lernen
Auch nach der (Berufs-)Schulzeit ist Bildung eine lebenslange Aufgabe. Bildung darf nicht der ökonomischen Verwertbarkeitslogik untergeordnet werden. Bildung soll die Menschen vor allem in die Lage versetzen, die gesellschaftliche Entwicklung aktiv mitzugestalten und ihre Qualifikation auch als Potenzial für gesellschaftliche Veränderungen zu begreifen. Daher müssen die Volkshochschulen gestärkt werden. Private Anbieter dürfen die Aufgaben der Volkshochschulen nicht übernehmen oder diese verdrängen. Der Ausbau des Hessen Campus trifft in Hanau nicht überall auf Begeisterung.
DIE LINKE. Hanau fordert:
Ein breit gefächertes Programm der Hanauer VHS mit ausreichend finanziellen Mitteln weiterhin zu erhalten und gebührenfreie Kurse, für Hanau Pass-Inhaber generell, einzuführen.
Den Hessen Campus in Hanau kritisch zu begleiten. Sollte das Projekt scheitern, müssen die öffentlichen Investitionen eingestellt werden.