Wohnen in Hanau bald umsonst?

Runder Tisch kritisiert widersprüchliche Angaben von Stadt und Baugesellschaft zu Miethöhe

Die Aussagen des Geschäftsführers der Baugesellschaft Hanau, Jens Gottwald zur Höhe der durchschnittlichen Mieten in Hanau nimmt der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen mit Verwunderung zur Kenntnis.  Gottwald hatte unlängst der Presse gegenüber behauptet, der durchschnittliche Mietpreis bei der Baugesellschaft liege bei 5,25 Euro für frei finanzierten Wohnraum, bei Sozialwohnungen seien es 4,59 Euro.

Diese Aussage sei erstaunlich, habe Gottwald doch 2014 bei einer Ausschusssitzung im Rahmen der Haushaltsberatung erklärt, die Mieten der Baugesellschaft  für frei finanzierten Wohnraum lägen durchschnittlich bei 5,75 Euro.  Ein erstaunlicher Mietrückgang also, insbesondere angesichts der Tatsache, dass viele preisgünstige Wohnungen im Stadtgebiet in jüngster Zeit abgerissen und durch teureren Wohnraum ersetzt würden. Zudem seien auch nach allen Sanierungen die Mieten gestiegen.

Claus Kaminsky hingegen, immerhin Hanauer Oberbürgermeister und somit Gottwalds Vorgesetzter, habe im Frühjahr 2015 der Presse gegenüber erklärt, bei frei finanziertem Wohnungen liege der durchschnittliche Mietpreis der Baugesellschaft bei 5,50 Euro. Bereits damals hatte der Runde Tisch auf diese Ungereimtheiten in einer eigenen Pressemitteilung hingewiesen.

Die Mietaktivisten fragen nun nach dem Grund für diese Entwicklung. Ein derartiger Rückgang bei den Mieten in einer Wachstumsregion wie dem Rhein-Main-Gebiet wäre ebenso begrüßenswert wie bundesweit einmalig - wenn er denn den Tatsachen entspräche. Sollte diese Entwicklung anhalten, werde Wohnen bei der Baugesellschaft in 10 Jahren, mithin also 2025 kostenlos sein.

Daran dürfe man jedoch getrost Zweifel anmelden. Viel wahrscheinlicher sei es, dass die den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung und der Öffentlichkeit gegenüber gemachten Aussagen keinerlei Wert haben. Kaminsky habe seine ursprüngliche Angabe von 5,50 Euro nach Bekanntwerden der Kritik des Runden Tisches bereits wenige Wochen später bei einem Besuch der Linksfraktion auf 6,- Euro korrigiert.

Umso verwunderlicher seien die neuen Angaben Gottwalds. Seine Rechenschaftspflichten der Öffentlichkeit gegenüber nehme der Geschäftsführer offenbar nicht so genau.

Das Einzige, was tatsächlich dazu beitragen könnte, die Mieten in der Region sinnvoll zu begrenzen, sei ein groß angelegtes soziales Wohnungsbauprogramm, wie es der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen bereits seit langem fordere. Hier solle die Stadt ihre Untätigkeit endlich aufgeben und konkrete Schritte einleiten, meinen die Mietaktivisten abschließend.