Unverantwortlicher Ablenkungsversuch von der eigentlichen Aufgabe der Baugesellschaft

„Der soziale Wohnungsbau wird schon lange völlig vernachlässigt. In Hanau findet er praktisch nicht statt. Die Wohnungsnot, die dadurch entsteht, gibt es schon lange – sie ist nicht durch die Flüchtlinge hervorgerufen worden“, heißt es einer Stellungnahme des Runden Tischs für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen.

Die Mietaktivisten werfen dem Geschäftsführer der Hanauer Baugesellschaft Jens Gottwald vor, mit entsprechenden Äußerungen bewusst oder unbewusst in unverantwortlicher Weise zur Stimmungsmache gegen die aus Kriegsgebieten zuwandernden Menschen beizutragen.  Gottwald hatte von einem „unglaublich hohen Zustrom“ gesprochen und damit seine Forderung nach mehr öffentlichen Mittel für den Bau von bezahlbaren Wohnungen begründet. Dass die Stadt Hanau bereits in den letzten 5 Jahren vor Ankunft dieser Flüchtlinge um mehr als 5500 Einwohner gewachsen sei, während in dieser Zeit keine einzige Sozialwohnung  errichtet wurde, verschweige Gottwald hingegen.

 

Der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen schließt sich der Forderung nach erheblich höheren Mitteln für den sozialen Wohnungsbau an, kritisiert aber auch die lange Untätigkeit von Stadt und Baugesellschaft auf diesem Gebiet sowie falsche Entscheidungen. „In Hanau werden ständig Eigentumswohnungen und Häuser gebaut, die sich nur Menschen mit hohem Einkommen leisten können“, so die Mietaktivisten, „bezahlbare Wohnungen werden abgerissen, nach Sanierungen deutlich verteuert oder sie werden dem Verfall preisgegeben. So gut wie gar nicht trägt die Baugesellschaft dazu bei, preisgünstigen Wohnraum neu zu bauen“, heißt es weiter.

Ein Beispiel dafür seien  160 Wohnungen im Kinzigheimer Weg. Diese hatte die Baugesellschaft an einen Investor verkauft, der Insolvenz anmeldete. Für den nächsten Käufer erklärte die Stadt das Areal zum förmlichen Sanierungsgebiet.  Seitdem herrsche im Kinzigheimer Weg Stillstand, die Wohnungen stehen leer.  Der neue Besitzer aber sei nicht nur Mitverursacher der Wohnungsnot , sondern auch Profiteur. Denn der erhalte zum Dank für sein Nichtstun auch noch massive  Steuervergünstigungen.   

Schon lange vor dem Zuzug von Flüchtlingen hatte der Hanauer Mieterverein errechnet, dass ein Drittel der Hanauer Haushalte, etwa  14.000 an der Zahl, das Recht auf eine Sozialwohnung haben. Dem stehen etwa 2.200 solcher Wohnungen entgegen.  „Bei der Stadt und der Baugesellschaft ist dieser eklatante Mangel längst bekannt und hätte behoben werden können. Stattdessen hat die Stadt über 20 Millionen Euro ausgegeben, um die Innenstadt fürs Einkaufen aufzumöbeln. Jetzt davon zu sprechen, dass wegen des Zuzugs von Flüchtlingen Wohnungen fehlen, soll davon ablenken, dass Stadt und Baugesellschaft Klientelpolitik für gut Betuchte machen, anstelle ihre Aufgabe zu erfüllen, für eine breite Masse von Hanauerinnen und Hanauer bezahlbaren Wohnraum bereit zu stellen. Außerdem unterstützt der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen die Forderung des Arbeitskreis Asyl Hanau, dass keine weiteren Kürzungen sozialer und kultureller Hilfen sowie Förderungen vonseiten der Stadt vorgenommen werden“, heißt es abschließend.