Sanierte Baugesellschafts-Wohnungen sind zu teuer

Jusos bestätigen Einschätzung des Runden Tischs

Auf die Frage des Runden Tischs für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen, wo es in Hanau Wohnungen der Baugesellschaft für 5,50 Euro pro Quadratmeter gebe, hat Oberbürgermeister Kaminsky lediglich die Große Dechaneigasse genannt. Dort gebe es aber nur eine Hand voll Wohnungen, alle anderen von Kaminsky genannten Preis seien teurer, so das Bündnis in einer Pressemitteilung.

Die vom Oberbürgermeister genannten 7,95 Euro für sanierte Wohnungen in der Badergasse  liegen sogar noch deutlich über dem derzeitigen Mietspiegel für neue Wohnungen ab Baujahr 2006, der je nach Wohnungsgröße Mieten zwischen 6,05 bis 7,85 Euro angibt. Daher sind diese Angaben Kaminskys eine unfreiwillige Bestätigung der Kritik des runden Tisches.

Auch bezweifeln die Mietaktivisten die Aussage Kaminskys, der aktuelle Durchschnittspreis für freifinanzierte Wohnungen der Baugesellschaft liege bei 5,50 Euro. Jens Gottwald, der Geschäftsführer der Baugesellschaft habe bereits 2014 bei einer Ausschusssitzung im Rahmen der Haushaltsberatung einen Durchschnittspreis von 5,75 Euro für frei finanzierte Baugesellschaftswohnungen genannt. „Wenn der Oberbürgermeister nun von 5,50 Euro spricht, wären die Preise ja gefallen. Das hätten Baugesellschaft und Stadt aber sicher als Erfolg ihrer Politik vermeldet“, so die Mietaktivisten weiter.

Unzutreffend sei auch Kaminskys Behauptung, der Runde Tisch habe das Projekt im Hafen moniert. Die Mietaktivisten sind sogar froh, dass dort nach Jahrzehnten endlich etwas passiert. Genauso verhält es sich mit anderen Immobilien der Baugesellschaft, die nun endlich saniert werden, wenn die ehemaligen Mieter in ihren angestammte Wohnungen bleiben können. Genau dies sei ja die Intention des Runden Tisches: einer Gentrifizierung entgegen zu wirken.

In einer Pressemitteilung zum 15jährigen Bestehen des Lamboyparks schreibe die Stadt Hanau, dass viele Kinder in diesem Viertel mit ihren Familien in beengten Wohnverhältnissen leben. Auch die Hanauer Jusos bezeichneten den Hanauer Wohnungsmarkt als angespannt. Da sei es ein starkes Stück, wenn Oberbürgermeister Kaminsky mit einer Debatte über Kalt- und Warmmieten vom eigentlichen Problem ablenke und auch sage, es könne nicht überall in Hanau für bezahlbare Wohnungen gesorgt werden. „Wir wären ja froh, wenn überhaupt mal irgendwo ein paar Sozialwohnungen gebaut würden“, so die Aktiven des Runden Tischs. „Eine Stadt, in der 30 Prozent aller Haushalte Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, aber weniger als 5 Prozent Sozialwohnungen vorhanden sind, braucht dringend sozialen Wohnungsbau.  Stattdessen wird an vielen Orten Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen abgerissen und gebaut wird überwiegend hochwertiger Wohnraum für Gutbetuchte“.

Am Ostkarree habe die Baugesellschaft die Gelegenheit, günstige Wohnungen zu errichten. Dort sei allerdings ein Quadratmeterpreis von 9 Euro Kaltmiete angekündigt. „Das ist von Menschen mit kleinen Renten oder niedrigen Einkommen nicht zu bezahlen. Aber diese Menschen wollen die politisch Verantwortlichen auch gar nicht in der Innenstadt haben. Schon beim Abriss des Westkarrees hat Sozialdezernent Weiß-Thiel gesagt, die guten Wohnlagen in der Innenstadt müssten Leuten mit ordentlichen Berufen vorbehalten bleiben“, heißt es weiter.

Der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen bereitet für Donnerstag, 18. Juni 2015 eine Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Susanne Heeg von der Goethe-Universität vor, die den Titel „Mieter als Melkkühe – Wer sind die Verlierer im Rennen um die guten Wohnlagen“ trägt. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr und findet im DGB-Jugendheim statt.