Runder Tisch fordert verstärkte Investitionen in den sozialen Wohnungsbau

Keinen Grund zur Zufriedenheit sieht der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen angesichts der Bilanzpressekonferenz der Baugesellschaft. Ungeachtet dessen, dass die Baugesellschaft in den letzten Jahren stark investiert hat, um den jahrelangen Sanierungsstillstand nachzuholen, fehlen noch immer bezahlbare Wohnungen.  

Bei einer Liste von 1000 Personen, die eine Wohnung suchen, räume die Baugesellschaft ein, gut 460 leere Wohnungen zu haben. Wenn die Mieten dieser Wohnungen so günstig sind, wie OB Kaminsky und der Geschäftsführer der Baugesellschaft, Jens Gottwald behaupten, dränge sich die Frage auf, warum sie nicht vermietet werden, so der Runde Tisch. Zudem seien 3200 Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von weniger als 6 Euro in einer Stadt, in der etwa ein Drittel der Haushalte Anspruch auf eine geförderte Wohnung hätten, nicht annähernd ausreichend.

„Die immer wieder aufgestellte Behauptung, die durchschnittliche Miete läge in Hanau bei 7,10 Euro ist ein Märchen. Ein Blick in die Wohnungsanzeigen der Tageszeitungen und ins Internetangebot von Maklern zeigt, dass es in dieser Preisklasse fast keine Wohnungen gibt“, heißt es in der Mitteilung der Mietaktivisten weiter. Der Mietspiegel sei für Vermieter lediglich eine Empfehlung, an die sie sich nicht halten müssten. Wer eine Wohnung suche, müsse den Quadratmeterpreis zahlen, den der Wohnungsbesitzer verlange, auch dann, wenn er über dem Mietspiegel liege, ansonsten bekomme er die Wohnung nicht. Die Baugesellschaft werde ihrer sozialen Verantwortung keinesfalls gerecht. „Im Ostkarree verdoppelt sie durch den Neubau  den Quadratmeterpreis und macht sich dadurch zum Preistreiber. Geradezu grotesk ist es, wenn der Oberbürgermeister darauf setzt, dass private Investoren günstigen Wohnraum schaffen. Ihnen geht es darum, das investierte Kapital so schnell wie möglich mit Rendite zurück zu bekommen. Das sieht man auch daran, dass private Investoren überall in Hanau Eigentumswohnungen bauen. Bezahlbare Mietwohnungen bieten sie nirgends an“, so der Runde Tisch weiter.

Die Schaffung bezahlbarer Wohnungen ist nach Ansicht der Mietaktivsten die ureigenste Aufgabe kommunaler Wohnungsgesellschaften. Stattdessen hätten die politisch Verantwortlichen sich entschieden, auf dem Hanauer Marktplatz aus Steuergeldern für einen bereits ansässigen Gastronomen ein weiteres Café zu finanzieren. Gaumenfreuden für gut betuchte Kundschaft  lässt die Stadt sich Millionen kosten – Geld, das nach Meinung der Mietaktivisten für sozialen Wohnungsbau weitaus sinnvoller angelegt wäre.

Eine kostengünstigere Alternative für den Neubau von Sozialwohnungen könnte der Erwerb der Kasernenhäuser im Stadtteil Wolfgang sein. Auch über eine Quote von geförderten Wohnungen bei Neubauten durch Private müsse nachgedacht werden. Dies entlässt aber die Baugesellschaft nicht aus der Verpflichtung, ihren Gewinn zu reinvestieren und die leerstehenden 460 Wohnungen schnellstmöglich zu sanieren, um sie als Sozialwohnung wieder auf dem Wohnungsmarkt zu bringen.