Runder Tisch fordert Mietpreisstopp

Zu Jubelarien bestehe bei der Entwicklung der Mietpreise in Hanau kein Anlass, stellt der „Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen“, dem Vertreter der Linksfraktion in der Stadtverordnetenversammlung, der Innenstadt AG des Hanauer Sozialforums und der DKP Main-Kinzig angehören, in einer Mitteilung fest. Der „Runde Tisch“ wirft dem Hanauer Oberbürgermeister Kaminsky und dem Vorsitzenden des Mietervereins, Hans Egon Heinz Schönfärberei vor. „Wir haben über mehrere Wochen die Wohnungsangebote in den regionalen Zeitungen ausgewertet und festgestellt, dass die Durchschnittsmiete für Hanau tatsächlich knapp unter 7,30 Euro liegt. Allerdings nicht in Kesselstadt, der Weststadt und Wolfgang; dort sind die Mieten deutlich höher“, heißt es weiter.  Für Gutverdiener mag das kein Problem sein, doch in Hanau ist die Einkommenslage von einem Drittel der Haushalte so schwach, dass ihnen öffentlich geförderte Wohnungen zustünden. Die aber gebe es immer weniger, so dass Hanau immer mehr zum Pflaster für die Oberklasse werde. Da sei es überhaupt kein Trost, dass in anderen Städten im Rhein-Main-Gebiet die Mieten noch höher seien.

„Wenn die Mieten innerhalb von 5 Jahren um 12% teurer werden, sollte das für das Stadtoberhaupt und den Vorsitzenden des Mietervereins Grund zur Sorge sein, denn die Löhne konnten dieser Entwicklung nicht Stand halten“, so die Vertreter des Runden Tischs. Wenig hilfreich sei der Hinweis auf notwendige Sanierungen und Wärmedämmungen, zumal es inzwischen Untersuchungen gebe, die nachwiesen, dass die Einsparung an Heizkosten viel geringer als erhofft sei. Zudem nutze die beste Sanierung nichts, wenn der Nutzer einer Wohnung die anschließend geforderte Miete nicht zahlen könne und deshalb zum Auszug gezwungen sei.

Die Behauptung von OB Kaminsky, in Hanau gebe es „für ein breites Spektrum“  Wohnungen, sei schlicht falsch. Geradezu zynisch sei die Äußerung, mit den Projekten Westcarré und Ostcarré sowie dem "Lehrhöfer Park" auf dem Gelände der Old-Argonner-Kaserne stünden weitere attraktive Flächen vor ihrer Entwicklung.  In  der Französischen Allee seien preiswerte Wohnungen abgerissen worden, um Platz für teure Eigentumswohnungen zu schaffen. Auch der Stadtteil Wolfgang sei für untere Einkommensgruppen unbezahlbar. Dort liege die Durchschnittsmiete bei 9,74 Euro. Bei den im „Lehrhöfer Park“ geplanten Wohnungen hatte der Würzburger Investor für Eigentumswohnungen Quadratmeterpreise von 3500 Euro angekündigt.

Prekär Beschäftigte und Menschen, die auf „Hartz IV“ zurück geworfen seien,  hätten gar keine Chance mehr, bezahlbare Wohnungen zu finden, kritisieren Vertreter der Linksfraktion, der Innenstadt AG und der DKP. „Die Sozialbehörden gewähren diesen Menschen nur zwischen 5,76 und 6,78 Euro Miete pro Quadratmeter. Dafür ist in Hanau gar nichts mehr zu finden, auch nicht bei der Baugesellschaft, wenn sie renoviert hat“. Deshalb müsse die Baugesellschaft verstärkt bezahlbaren Wohnraum bereitstellen und  keine weiteren eigenen Immobilien verkaufen, wie etwa im Kinzigheimer Weg. Dort verfallen die Häuser, nach der dubiosen Insolvenz des Eigentümers, vor sich hin.  Der „Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen“ erinnert daran, dass es 1987 in Hanau noch 7600 Sozialwohnungen gegeben habe. Derzeit stünden noch etwa 2100 solcher Wohnungen zur Verfügung. Aber auch die Sponsoringtätigkeit der Baugesellschaft müsse auf den Prüfstand und der Kauf der Videoleinwand in der Nähe des Westbahnhofes muss ein einmaliger Ausrutscher bleiben.

Als untragbar bezeichnen Vertreter der Linksfraktion, der Innenstadt AG und der DKP das Gebaren des Eigentümers der Wohnungen in der Daimlerstraße, der die Gebäude verfallen lasse und Armutsflüchtlingen den letzten Cent abpresse und sie  mit Zwangsräumungen auf die Straße setze, wenn sie die Miete nicht mehr zahlen könnten.

Noch schlimmer sehe es bei den Mieten in Maintal aus. Da die zweitgrößte Stadt des Main-Kinzig-Kreises noch näher an Frankfurt liegt, treibe es dort die Kosten für die Wohnung noch ein ganzes Stück höher als in Hanau. Dieser unsozialen Entwicklung müsse ein Ende bereitet werden. Der „Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen“ fordern einen Mietpreisstopp und öffentlich geförderte Wohnungsbauprogramme, die in erster Linie den Neubau von günstigem Wohnraum in öffentlicher Hand finanziell unterstützen.  Wohnen sei ein Menschenrecht. Daher dürfe Wohnraum keine Ware sein, an der sich Investoren eine goldene Nase verdienten.