Niedrigzinsen für Bau von Sozialwohnungen nutzen

Der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen begrüßt die Ankündigung von Sozialdezernent Weiß-Thiel, 500-700 Sozialwohnungen in Hanau zu bauen. Damit werde die seit mehreren Jahren bestehende falsche Weichenstellung in der Hanauer Wohnungspolitik endlich korrigiert. „Wenn der Magistrat einsieht, dass in Hanau nicht nur Menschen leben, die kreditwürdig genug sind, um eine Eigentumswohnung finanzieren zu können, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung“, heißt es in einer Mitteilung der Mietaktivisten.

Allerdings sei die Wohnungsnot keinesfalls erst durch die Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen aus dem Nahen Osten entstanden. Es sei fahrlässig, eine Konkurrenz unter armen Ortsansässigen und Zuwanderern herbei zu reden.

Vielmehr gebe es in der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main nach Einschätzung vieler Fachleute seit  Langem zu wenige Sozialwohnungen. Der Regionalverband Rhein-Main beispielsweise stellte im März 2014 das Fehlen von Wohnungen für ein Drittel aller Haushalte fest. Besonders betroffen seien die mit einem Einkommen von weniger als 1.500 Euro. Diese Zahlen seien, obwohl schon lange bekannt, von der Hanauer Rathausspitze ignoriert worden. 

Der Abriss und Verkauf der auch für ärmere Menschen bezahlbaren Wohnungen im Westkarree und im Kinzigheimer Weg sowie die Mieterhöhungen in sanierten Wohnungen hätten die Probleme auf dem Wohnungsmarkt für Menschen mit geringen Einkommen in den letzten Jahren erheblich verschärft.

Der Runde Tisch für menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen fordert daher die Nassauische Heimstätte auf, die Fehler, die sie mit der Privatisierung von Wohnungen im Freigerichtviertele begangen hat, in der Hahnenstraße nicht zu wiederholen. Im Falle eines Abrisses der Wohnungen in der Hahnenstraße sollten dort wieder günstige Wohnungen zur Verfügung gestellt werden und mindestens ein Drittel Sozialwohnungen vorzusehen. Grundsätzlich fordert der Runde Tisch, ab sofort bei allen Neubauprojekten von privaten Bauträgern, auch im Ostkarree und im Lehrhöfer Park ein Drittel Sozialwohnungen vorzuschreiben.

„Gerade private Immobilienunternehmen, die durch den Verkauf von Eigentumswohnungen große Gewinne erwirtschaften, sollten zu sozialer Verantwortung gezwungen werden und auch Wohnungen für ärmere Menschen bereitstellen. Wenn es in Zeiten niedriger Zinsen einfach ist, Eigentum zu bilden, wie der Hanauer Oberbürgermeister Kaminsky immer betont, dann ist jetzt auch die richtige Zeit, um billige Kredite für den Bau von Sozialwohnungen aufzunehmen“, heißt es weiter. Dies sei auch der Stadt zuzumuten, die für den Innenstadtumbau weitere 19 Millionen  Euro ausgeben wolle. Diese Summe in den Bau von Sozialwohnungen durch die Baugesellschaft Hanau zu investieren, sei gut angelegtes Geld und nutze den alt eingesessenen Hanauern ebenso wie den aus Krieg und Not Geflüchteten.